Mittwoch, 5. November 2014

Ich hatte eine ereignisreiche Woche

12-20.Oktober.2014
Da bin ich wieder.
Ich habe lange nichts mehr geschrieben, weil ich nie die Zeit gefunden habe. Hier möchte ich von der ereignisreichen Woche berichten in der ich ein Konzert mit meiner Ukulele hatte und gleich danach nach Bulgarien gefahren bin.

Ich selbst wusste auch nicht viel davon bevor die Woche begonnen hat. Aber alles zum Anfang:
Ich habe endlich den Nachbar den ich kennengelernt habe, weil ich Ukulele auf dem Balkon gespielt habe und am Sonntag durfte ich mit ihm die Schule "11.Oktomvri" besichtigen. Sein Name ist Aleksandar. Das Jubiläumskonzert auf dem ich spielen sollte war zwar nicht genau am elften, aber es brauchte einiges an Vorbereitung, denn es war wirklich groß.
Die Schule ist sehr verziert. In jeder Ecke sind Produkte aus dem Kunstunterricht. Blumen und Bleistifte and der Wand, Handabdrücke, ein Brunnen, Fliesen, Kleine Zimmer mit traditioneller Einrichtung. Wie ein kleines Museum. Durch alles hat sich das Thema ethnische Diversität gezogen, denn in der Schule gibt es drei Hauptethnien: mazedonisch, serbisch und roma. Mit Stolz konnte mir er mir berichten, dass das alles sein Verdienst ist. Am Ende ging es jedoch in den Musikraum und die Kinder haben schon gewartet auf den Ausländer.

Mir wurde erzählt von einem Schulorchester und am Ende saß eine Gruppe kichernder Kinder mit bunten Blockflöten in der Hand vor mir. Kaum habe ich mich vorne hingesetzt hat Aleksandar mir versichert, dass eine von ihnen in mich verknallt ist.
Anfangs war es etwas komisch ihnen mein kleines, simples Lied allein vorzuspielen. Natürlich konnten sie nicht ruhig bleiben, aber das ist hier nicht zu ungewöhnlich. Bei dem Konzert, aber auch bei Kinovorstellungen und Theateraufführungen piept hier und da mal das Handy, oder es wird geschnattert an langwierigeren Stellen. Es kann auch sein, dass Leute einfach aufstehen und gehen.
Überrascht hat mich aber, dass sie danach wollten, dass ich es erneut spiele. Einfach, weil es ihnen gefallen hat. Manche haben sogar ihr mit Stickern bestücktes Handy gezückt und ein Video aufgenommen. Ausländer sind hier wirklich eine Seltenheit und wenn sie dann auch noch mit einer Minigitarre auftauchen, dann ist das Bild des exotischen Fremdling perfekt.
Dann haben sie mir ein mazedonisches Folkslied vorgespielt ("Geboren bin ich mit Seelenleid", oder so) und es wurde oft von der scharfen Stimme der Musiklehrerin unterbrochen, wenn ein Ton schief war. Ähnlich so ging es weiter die folgende Woche. Die Proben fanden 18:00 Uhr statt.


Das Schulsystem in Mazedonien funktioniert durch Schichten. Manche Kinder gehen morgens in die Schule, die anderen nachmittags. Und diese gehen nach Hause in der Dunkelheit, selbst die kleinen Erstklässler, es ist wirklich ein ungewohntes Bild. Nach zwei Wochen werden die Gruppen gewechselt. Und die Lehrer haben einiges an Arbeitsstunden. Die Musiklehrerin war besonders müde und gestresst in dieser Woche, denn sie hat die meisten Auftritte koordiniert und Klavier solo gespielt. Am Tag der Aufführung hat sie mir gleich bei der ersten Begegnung gestanden "I'm drunk". Ihr gutes Recht, wenn sie so gefordert ist, muss sie im richtigen Moment auch entspannt sein. Am diesem Tag war wirklich niemand gestresst. Alle waren gut gelaunt und froh, dass sie es bis dahin geschafft haben und alle wollten ein Bild mit mir machen. Außerdem war die gesamte Presse von Kumanovo mitsamt Kameras versammelt. Für diesen Tag habe ich mir wie ein Star gefühlt.


Am Dienstag wurde mir jedoch zu allem Überfluss angeboten kostenfrei nach Bulgarien in ein Dorf in der Nähe von Sofia zu reisen, um meine Organisation bei einem dreitägigen Meeting zu repräsentieren. Natürlich ein super Angebot, aber das heißt, dass ich direkt nach dem Konzert zum Busbahnhof gehen muss, um pünktlich am Morgen am Zielort anzukommen. Hab ich abgelehnt?
Wie dämlich wäre ich denn?
Also sage ich zu und mir werden ein paar Dokumente in die Hand gedrückt und kurz gefragt, ob ich alles verstanden habe. Bevor ich zurück zur Arbeit gehen will wird mir noch geraten: "And don't drink too much" - Das ist der Geist der youth worker


Der Bonus dabei war, dass ich das erste Mal überhaupt, keinen Schimmer habe, wo ich hingehe und was ich mache. Ich reise an einen Ort, dessen Namen ich nur auf irgendeinem Dokument stehen habe. Auch der Zweck und das Program des Meetings war mir fremd. Ich wurde geschickt mit der Aufgabe CID zu repräsentieren und zurückgekommen bin ich weitaus schlauer. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass es eine Art Dachorganisation, die den alten Aktionsplan prüft und einen neuen erstellt.
Die Atmosphäre war erstaunlich produktiv und locker zur gleichen Zeit. Manche hatten sogar ihren Laptop dabei und haben etwas gearbeitet oder auf facebook geschrieben. Hier eine Impression von unseren Methoden:


Und dann habe ich eine andere Freiwillige kennengelernt, die auch gerade mit ihrem Freiwilligendienst im Balkan begonnen hat.
Sie heißt Beata und ist aus Polen. Aus kollegialen Gründen poste ich hier ihren Blog: http://cackalice.wordpress.com/
Sie war wirklich sehr motiviert und aktiv, obwohl sie genau wie ich nichts über das Meeting wusste und sie hat mich an meine Anfangszeit erinnert. Gut war es auch, dass ich mit ihr nach dem Meeting Sofia erkunden konnte. Zum Glück war meine Rückfahrt flexibel, also habe ich natürlich genutzt, dass ich in Sofia bin, auch wenn dabei ein Arbeitstag futsch wurde. Wen interessiert's!

Ach, und hier der Song den ich auf Ukulele gespielt habe. Am Ende war mein Cover noch knuffiger und witziger als der ursprüngliche Track:

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