Montag, 22. September 2014

Orientierung

Hallo Leute!
Diese Woche war meine Orientationswoche. Das heißt keine Arbeit, nur rumlaufen und die Stadt kennenlernen. Ich bekam beim Monday Meeting einen Zettel mit Aufgaben wie "find the church" oder "send a letter in the post office" und ich habe angefangen Leute zu fragen ob sie Englisch sprechen, das habe ich aber bald gelassen und einfach auf mazedonisch gefragt "Kade e Posta?". Leider habe ich die Antworten selten verstanden und bin einfach nur dahin gegangen wo sie hingezeigt hatten. Das ist jedoch leider darin geendet, dass ich immer wieder daran vorbeigelaufen bin. Trotz allem habe ich es schon geschafft mit meinem Sprachführer-Mazedonisch einfachen small talk mit den Menschen, die mich zu den gesuchten Orten gebracht haben, zu haben und Armbänder in der Kirche zu kaufen. Inzwischen kann ich mich auch durch die Innenstadt navigieren und finde das Wichtigste. Ab und an gehe ich auch auf eigene Faust los um etwas zu erkunden. Einmal habe ich sogar versucht die Stadt durch einen langen Steinweg zu verlassen, doch als mir ein Hund bellend entgegengekommen ist bin ich doch lieber wieder zurückgegangen. Ich hatte das Bedürfnis nach etwas mehr Natur, denn die Parks sind relativ kahl und sehr vermüllt. Besonders der Fluss Kumanovska ist nicht gerade ein schöner Anblick, dennoch treffen sich dort alle Päärchen für einen romantischen Abend zu zweit.

Nachts jedoch ist es etwas unheimlich in dunklen Wegen langzulaufen, weil hinter jeder zweiten Ecke ein Päärchen ist und rumknutscht. Mein Mitbewohner hat mich sogar an einen Park geführt, wo die Leute, die aus einer nahegelegenen Bar kommen, hingehen um dort Sex zu haben.

Wenn ich nicht grade rumlaufe, rede ich mit meinen Mitbewohnern, gehe aus oder spiele Ukulele auf dem Balkon. Unsere Wohnung hat sogar eine spezielle Lage. Es ist ein Haus in einer Art Innenhof von einem Block. Das heißt alle Balkons des gegenüberlegenden Wohnhauses schauen auf unseren Balkon. So entstehen auch mal Gespräche mit Nachbarn. Der eine ist Kunstlehrer und nachdem wir lange über Musik, Geschichte und Kultur geredet hatten hat mich eingeladen beim Jubiläumskonzert seiner Schule zu spielen. Was daraus wird, weiß ich noch nicht, denn er war schon etwas angetrunken. Unter uns lebt eine Familie. Bisher dort sehen konnte ich zwei kleine Kinder, eine Frau und eine Power-Omi, die an einem Tag für den Winter Holz gehackt hat.

Fresskalation

Am Freitag und Samstag bin ich leider krank gewesen, doch das hat mich nicht von meinem Vorhaben abgehalten für meine volunteer coordinators ein Dinner zu zaubern. Es gab Rotkraut, Kartoffelbrei und Sojasteaks. Leider sah es zwischenzeitlich aus als würde alles in die Hose gehen. Ich konnte kaum eines der Zutaten finden. Das Rotkraut gibt es nicht vorgefertigt im Glas und Eisbergsalat (ursprünglih als Vorspeise gedacht) kann man zu dieser Jahreszeit hier nicht kaufen. Da ich das Rotkraut selbst schneiden und durchkochen musste und wir nur zwei Pfannen zur Verfügung haben, hat es schon seine Zeit gedauert. Aber als das Essen dann auf dem Tisch war haben sich doch alle gefreut und es hat ihnen geschmeckt, auch wenn sie mich komisch angeguckt haben als ich einen Apfel in das Rotkraut geschnippelt hatte.

Hier nochmal alle, wie sie die Merkel-Raute machen v.l.n.r. Ane (project coordinator), Ich, Helga (ehemaliger volunteer coordinator), Matthieu (mein französischer Mitbewohner), Kate (ehemaliger volunteer coordinator)

Und Helga war sogar so lieb uns ihren frischen, hausgemachten Ajvar mitzubringen. Ajvar ist eine regionale Spezialität und wird in einem langwierigen und anstrengenden Prozess aus Paprika und Auberginen hergestellt. Ihr war es sehr wichtig mir ihre Blasen vom Rühren zu zeigen. Zu dieser Jahreszeit machen alle in Mazedonien Ajvar, um die Paprika für den Winter zu konservieren. Wenn man durch die Straßen geht sieht man überall die Kochplatten und die hängenden Paprika und man riecht die Öfen und die kochenden Paprika, es ist wundervoll.

Diese Woche werde ich anfangen an meinen Ideen für Projekte und den Deutschkurs, den ich bald hier anbieten werde, zu basteln.

Mittwoch, 17. September 2014

Liste von Kulturschocks

  • Keine Hemmungen mit Fremden zu reden
  • Eskalation ueberall
  • Nutzlose Ampeln
  • Nutzlose Zebrastreifen
  • Volksmusik im 7/8 Takt
  • Ueberall Volksmusik
  • Kein Filterkaffe
  • Fruchtverkaeufer an der Strasse mit Analogwaagen
  • Strassennamen sind nicht ersichtlich
  • Schweinischer Humor
  • Jeden Abend ausgehen
Natuerlich sind das keine wirklichen Schocks und nicht schlecht, denn an alles kann man sich schnell gewoehnen.

Dienstag, 16. September 2014

Auf in fremde Länder

Also.
Nach viel hin und her und Stress wegen des Visums bin ich nun doch in meiner neuen Heimat gelandet. Die lange Busfahrt war nie langweilig, weil viele mit uns auch auf Deutsch geredet haben und wissen wollten was wir in Mazedonien machen. (wir waren die enzigen Nicht-Mazdonier) Generell gibt es hier keine große Hemmung mit Fremden zu reden, wenn denn jemand fremd ist, denn in meiner neuen Heimat Kumanovo kennt jeder jeden.


Die Grüße und Fotos hängen schon

Ich lebe hier mit zwei anderen Freiwilligen zusammen in einer wundervollen Wohnung. Einer ist aus Frankreich und bleibt auch für ein Jahr. Der andere aus Rumänien hat erst vor zwei Monaten begonnen Englisch und Mazedonisch zu lernen. Meistens spricht er eine Mischung aus beidem, also ist das Zusammenleben etwas abenteuerlich.

Gleich am ersten Tag wurde ich auf ein Konzert eingeladen mit traditioneller Musik, um danach mit Mazedoniern über deutschen Geschichtsunterricht zu diskutieren. Überrascht war ich gleich am ersten Tag wie lebendig und schön Kumanovo ist.


Toshe Proeski, Popsänger

Und gleich am ersten Wochenende sind wir zu viert (eine Türkin, der Franzose und ein Mazedoner) in Skopje gewesen. Skopje ist leider nicht so lebendig. Es ist sehr weiträumig und es gibt wenig Menschen auf der Straße. Betragen tut dazu auch, dass vieles noch gebaut wird, um die Stadt touristisch attraktiver zu machen. Interessant ist die Mischung aus antiken Säulen und Fensterwänden. Neu sind auch viele Monumente, die es hier zu Massen gibt. Das führt dann dazu, dass auf den Brücken weitaus mehr Menschen aus Stein als aus Mensch stehen (z.B. der Sänger Toshe, den jeder Mazedonier liebt und auf dem Handy hat).

Gegessen haben wir im türkischen Viertel, in dem uns unsere türkische Kollegin dolmetschern konnte. Mazedonische Sprache, Küche und Kultur hat auch einige Einflüsse aus der Türkei erlebt und nach der ca. 500 jährigen Obrigkeit des Osmanischen Reiches sind die türkischen Viertel in großen Teilen des Balkan geblieben.

Vor mir steht nun die "Orientationswoche". Ich werde die Stadt erkunden und die Arbeit besser kennenlernen.